Die lykische Stadt Myra (türk. Demre) wurde von den einheimischen Völkern der Lykier in Anatolien, von den Trimili, wie sie sich nannten, gegründet. Sie gilt heute als antike Stadt. Die Ursprünge ihrer Gründung reichen hingegen viel weiter zurück. Die vielen Sehenswürdigkeiten der antiken Stadt Myra im Süden der Türkei sind atemberaubend. Insbesondere ihre Felsengräber.
Die Bedeutung der Lykier für Anatolien
Die „Lykier“ ist eine Sammelbezeichnung für eines der bedeutendsten Völker aus der Antike. Sie besiedelten bereits in der vorantiken Zeit das Land in der heutigen Südwestküste Kleinasiens.
Sie errichteten herausragende Siedlungen in der Region von Lykien. Die Hethiter nannten sie den „Lukka-Stamm“ und ihre Sprache als „Luvianisch“.
Bedeutender Auftritt der Lykier in der ionischen Geschichtsschreibung erfolgt mit ihrem berühmten Herrscher Sarpedon in der Ilias von Homer.
Die wohl wichtigste Fähigkeit dieses einzigartigen Volkes aus Südanatolien bestand darin, eine der ersten, wenn nicht die erste Föderation von Staaten auf der Erde gegründet zu haben, den Lykischen Städtebund. Montesquieu geht in seinen Abhandlungen auf diese historische Errungenschaft der Lykier ein. Sie dient ihm als Modell für die Entwicklung zukünftiger, moderner Demokratien.
Die Magie der lykischen Felsengräber von Myra
Als Nekropole, die „Stadt der Toten“, wird eine baulich gestaltete Begräbnis- und Weihestätte des Altertums bezeichnet. Die Felsengräber, oder im englischen bekannt als „Rock Tombs“ von Myra sind zweifelsohne dieser Kategorie von Grabstätte zuzuordnen.
Die Felsengräber in Myra sind eines der wichtigsten bis heute erhaltenen Bauwerke der antiken Stadt. Sie sind prachtvoll in die Felsen der antiken Siedlung eingehauen.
Inschriften, Reliefs und Figuren verzieren die Felsöffnung zu den Gräbern. Aus der Ferne betrachtet sehen sie aus wie kleine Häuschen, die sicherlich auch die Holzbauweise aus der damaligen Zeit nachahmen sollte.
Für diese „Stadt der Toten“ wurde eine strikte Planung vorgenommen. Die Felsgräber erwecken aufgrund ihrer schmuck- und prunkvollen Bauweise den Eindruck einer Hangsiedlung. Man könnte meinen, dass Menschen hier gelebt haben könnten.
Der wehmütige Anblick der lykischen Felsengräber lässt uns Menschen staunen, über diese schier unermessliche Tiefe der menschlichen Würde. Unseren toten Geistern wird in Anatolien so viel Ehre gewürdigt, dass der menschliche Blick hinauf zu den Sternen uns mutig zur Unendlichkeit treibt. Die Magie der lykischen Felsengräber lässt uns tiefer in unsere Menschenseele eintauchen.
Reliefs in der Bestattungstradition der Lykier
Die Felsgräber sind sicherlich eine Nachahmung einer gewissen, damals üblichen, Holzkonstruktion.
Die Fassade der Eingänge lässt bei nüchterner Betrachtung diese Nachahmung erahnen. Vermutlich haben sie in ihren Siedlungen in ähnlicher Bauweise ihre Häuser aufgebaut. Die Felsengräber datieren auf das 4. bis 6. Jahrhundert v. Chr.
Die Bedeutung ihrer Gräber verdeutlichen uns die Lykier mit der Bauweise und der faszinierenden Felsgrabdekoration.
Die Felsengräber von Myra hatten einen besonderen Stellenwert im Leben der damals wohlhabenden Menschen. Sie spiegeln die Bestattungstradition der gesamten lykischen Region wieder und leisten einen wesentlichen Beitrag zu der klassisch lykischen Bildhauerkunst, was sich von der hellenischen Architektur zum Teil auch beeinflussen ließ.
Die magische Stadt Myra in Lykien aus der Antike
Beim Besuch dieses magischen Ortes, schreibt die Vergangenheit Geschichten in die leeren Gedanken von Menschen. Und nicht zuletzt der neugierige Blick auf die Grabformationen lässt nur weniges erahnen.
Mit staunenden Blicken fragt man sich, warum die Lykier ihre Toten in die Felsen und gleichzeitig in die Höhe zum Himmel eingebettet haben und nicht in den tiefen Erdboden, wie wir es gewöhnlich heutzutage in Friedhöfen tun.
Das harte Gestein, die steilen Hänge und der im Anblick dieser Gräber so mächtig erscheinende Gesteinshügel mystifizieren das antike Myra und die lykischen Felsengräber.
Dass jedoch die Wohlhabenden unter den Menschen während dieser Zeit sich solch eine gigantische Grabstätte leisten konnten, bleibt ein unruhiger Schatten über den Toten, die über Jahrhunderte hier ihre letzte Ruhestätte in Anatolien fanden.
Der abendliche Sonnenuntergang erweckt die toten Gesteine wieder zum Leben. Die antike Stadt Myra ist jedenfalls ein sehr zu empfehlender Reiseort in Anatolien.
Im August 2023.